Dirndl und Lederhosen
„Beim Dirndlg’wand siegst’ glei’, ob as Dirndl Holz vor da Hüttn hat und bei der Lederhosn woaßt’, was er für a Mo is, wennst seine Spoacha siegst“
Kurz vor dem Oktoberfest boomen die Trachtengeschäfte. Selbst der letzte Jemsenjäger (Berliner) und die tolle Kötantunella (Düsseldorferin) möchten sich standesgemäß in Tracht „schmeißen“. Leider gibt ihnen niemand den wichtigen Rat mit auf den Weg: „Tragt’s de Tracht, aber halt’s den Mund“. Sobald man den nichtbayerischen Dialekt mit der wunderschönen Tracht in Einklang zu bringen versucht, wird es auch schon peinlich. Das wäre das Gleiche, wenn jemand im langen Abendkleid, mit Stöckelschuhen, Prada-Handtasche und schmuddeliger Küchenschürze zum Galadiner geht.
Die frühere Tracht war praktisch, schlicht und bot dem Träger Schutz vor Hitze, Kälte, Nässe und Ungeziefer. Eine Lederhose wurde nicht kurz, sondern lang getragen und mit Kälberstricken zusammengehalten. Die Hemden waren bequem und sorgten für genügend Bewegungsfreiheit. Die Füße steckten in groben Stiefeln und boten im oft unwegsamen Gelände Halt. Schließlich sollte die Kleidung ein ganzes Leben lang halten.
Am 25. August 1883 gründete der Vogl Sepp, ein Dorfschulmeister, mit fünf weiteren Stammtischbrüdern den ersten Trachtenverein. Sie ließen sich vom Säcklermeister schöne kurze Lederhosen anfertigen und beleidigten damit die Bauern, die sich über die Stadtleute empörten und bei den „Pfaffen“ (Pfarrern) erreichten, dass das Tragen der kurzen Lederhose in der Kirche verboten wurde. Dennoch setzte sich die Lederhose als Festtagskleidung immer weiter durch. Im Laufe der Jahre wurden die Dirndlgewänder und Lederhosen immer fescher verziert und mit Schmuck herausgeputzt.
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