Das Haberfeldtreiben
„Wenn’s hint’ und vorn nimmer stimmt, dann werd’s Zeit, dass der Haberfeldtreiber kimmt“
Nachdem das Haberfeldtreiben in den letzten 100 Jahren lediglich auf eine Brauchtumsform bei Geburtstagen reduziert wurde, erfährt es gerade im letzten Jahrzehnt wieder eine Erstarkung, etwa in Gestalt von Wiesenhits wie „Der Haberfeldtreiber“ von den Troglauer Buam oder beim Aufstand der Milchbauern 2008 in Ruhstorf.
Ursprünglich wurde das Haberfeldtreiben im 18. und 19. Jahrhundert, vorwiegend in der Gegend um Miesbach, Tölz, Tegernsee und Rosenheim praktiziert. Dabei handelte es sich grundsätzlich um eine Art Volksgericht, bei dem beispielsweise wucherhafte oder unsittliche Verfehlungen verbal angeprangert wurden. Zuvor wurden die Übeltäter meist mündlich oder schriftlich verwarnt. Das Ritual war dabei stets ähnlich.
Der Haberermeister versammelte bis zu 100 Teilnehmer um sich, die dann rußgeschwärzt und vermummt zum Hof des Missetäters zogen. Dort wurde kräftig an Türen und Fenster gepoltert, unter ohrenbetäubendem Lärm von Gewehrschüssen, Trommeln, Ratschen, Glocken und Böllern. Der Vorleser rief daraufhin laut den Namen und die Stellung des Betroffenen heraus, bei dem es sich nicht selten um einen Richter, Pfarrer oder Großbauern handelte.
Sobald der Gemeinte mit „Hier“ geantwortet hatte und dabei tunlichst im Haus geblieben ist, wurden in Versform die Schandtaten verlesen. Nach jeder Schandtat lautete die Frage des Vorlesers: „Is des wahr?“, worauf die versammelten Haberfeldtreiber antworteten „Ja! Wahr is’!“. Darauf kam wieder vom Vorleser: „Nacha treibt’s zua!“, und die Haberfeldtreiber begannen wieder mit ihrem ohrenbetäubenden Gelärme.
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